Der Klimawandel und damit verbundene Wetter-Extreme stellen die Landwirtschaft vor immer größere Herausforderungen. Am Stiegl-Gut Wildshut widmet man sich intensiv diesem Thema und schafft Voraussetzungen, um ökologisch und ökonomisch nachhaltig wirtschaften zu können. So wurden 2021 – in Zusammenarbeit mit der HBLA Ursprung – mitten im Braugerstenacker Hecken gepflanzt, die nicht nur Wachstum und Ertrag, sondern auch die Artenvielfalt fördern. Jetzt hat man das Projekt gemeinsam weiterentwickelt und Kleinhabitate für noch mehr Biodiversität errichtet.
Bereits 2021 haben Schüler:innen der HBLA Ursprung Agroforsthecken aus Urpflaumensorten – im Volksmund besser bekannt als Kriecherl – am Braugerstenacker des Stiegl-Gut Wildshut sowie am Schulareal in Ursprung gepflanzt. Mit dem Projekt soll der Nutzen für eine klimaresiliente Landwirtschaft erforscht werden. „Hecken verhindern Bodenerosion und fördern die Biodiversität in der Natur. Die Artenvielfalt oberhalb des Bodens ist notwendig für Artenvielfalt im Boden und diese stärkt nachweislich die Bodengesundheit. Denn der Boden und die Resilienz der Pflanzen spielen eine wichtige Rolle für den Fortbestand bzw. den künftigen Anbau heimischer Rohstoffe“, erklärt dazu Stiegl-Chefbraumeister Christian Pöpperl, der auch Leiter des Ressourcen-Effizienzteams in der Brauerei ist. Die Kriecherl am Biergut sind inzwischen gut angewachsen und so hat man nun den nächsten Schritt gesetzt: Dabei haben 32 HBLA-Schüler:innen an beiden Standorten in Wildshut und in Ursprung zwischen den Hecken je 15 Kleinhabitate – in Form von Benjeshecken, Eidechsenhotels, Käferburgen, Trockensteinmauern sowie Wurzelstockhaufen – errichtet und damit neue Lebensräume für Kleintiere und Insekten geschaffen. „Mit diesem Projekt soll die Artenvielfalt bei Vögeln, Wildbienen, Eidechsen, Käfern und Kleinsäugern und damit auch ganz besonders der Nützlinge für die Landwirtschaft gefördert werden“, erklärt dazu Biologe Dr. Konrad Steiner von der HBLA Ursprung, der das Projekt wissenschaftlich begleitet.
Natürliches Gleichgewicht – Nutzen für die Landwirtschaft
Der Artenreichtum der Natur ist nicht nur für unsere Ökosysteme von großer Bedeutung, die Erhaltung einer vielfältigen Flora und Fauna ist auch als Lebensgrundlage der Menschen unverzichtbar. So sind zum Beispiel weltweit rund drei Viertel der wichtigsten Nutzpflanzen von der Bestäubungsleistung unterschiedlicher Insekten abhängig. Artenvielfalt und Landwirtschaft gehören zusammen, sie ergänzen und nützen sich gegenseitig. Dabei geht es auch um das Gleichgewicht zwischen Nützlingen und Schädlingen. Die Förderung der Artenvielfalt schafft dieses natürliche Gleichgewicht, welches gerade in der Bio-Landwirtschaft – wo auf chemische Schädlingsbekämpfung komplett verzichtet wird – von großer Bedeutung ist.
Besonders geeignet für die Schaffung neuer Lebensräume sind sogenannte „Totholzhaufen“. Sie bieten Insekten, Amphibien, Reptilien, Spinnen, aber auch Vögeln, Fledermäusen, Igeln, Haselmäusen und anderen Tieren Lebensraum und Nahrung und einen sicheren Platz zum Überwintern. Dazu zählen auch viele heimische Käferarten. Diese übernehmen wichtige Aufgaben, denn sie zählen zu den Bestäubern und sind natürliche Schädlingsbekämpfer von Raupen, Engerlingen oder Blattläusen. Zudem sind sie unverzichtbare Nahrungsquelle für Vögel und andere Kleintiere.
Für die Landwirtschaft bieten diese Agroforstsysteme doppelten Nutzen: Neben den genannten Vorteilen, die sich aus einer artenreichen Natur ergeben, können die Landwirt:innen auch Zeit und Arbeit sparen, denn durch die Kleinhabitate in den Hecken ist ein Mähen der Zwischenräume nicht mehr notwendig.
Professionelles Monitoring
Die Entwicklung des Projekts wird weiterhin von den HBLA-Schüler:innen begleitet und überwacht. Bei der nächsten Evaluierung in drei Jahren werden die Ergebnisse durch Vergleichsstudien der Gebiete mit bzw. ohne Kleinhabitate bewertet werden. Das einzigartige Projekt dieses Agroforstsystems bzw. die daraus gewonnenen Erkenntnisse weckt auch bereits großes Interesse über die Grenzen hinaus. So werden bereits im Juli zwei Exkursionen aus Deutschland nach Wildshut kommen, um das Agroforstsystem mit den neu errichteten Kleinhabitaten zu besichtigen.
Über die umfangreichen Nachhaltigkeitsmaßnahmen und den bewussten Umgang mit den Ressourcen in der Salzburger Privatbrauerei kann man auch im Stiegl-Nachhaltigkeitsbericht, der seit mehr als drei Jahrzehnten jährlich veröffentlicht wird, nachlesen.
Pressebild 1: In Wildshut wird die Artenvielfalt gefördert: Dafür errichteten Schüler:innen der HBLA Ursprung Kleinhabitate am Getreideacker. Im Bild (v. li.): Tristan Zenker, Biologe Dr. Konrad Steiner, Katharina Költringer, Felix Karrer und Elisabeth Kreuzer.
Pressebild 2: Mit verschiedenen Kleinhabitaten wurden neue Lebensräume für Kleintiere und Insekten geschaffen. Im Bild Tristan Zenker und Katharina Költringer (beide HBLA Ursprung) beim Errichten einer sogenannten „Benjes-Hecke“.
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