Während sich internationale Bierkonzerne am Weltmarkt, auf dem Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen, mit Braugerste eindecken, setzt Stiegl auf Gerste aus dem niederösterreichischen Weinviertel. Dabei ist es Stiegl-Chef Heinrich Dieter Kiener wichtig, für landwirtschaftliche, heimische Produkte einen fairen Preis zu zahlen. Erst kürzlich unterzeichnete er gemeinsam mit Braumeister Christian Pöpperl einen Drei-Jahresvertrag mit den Gerstenbauern der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf (EGZ), der nicht nur eine Abnahmegarantie beinhaltet, sondern auch einen für die Bauern fairen Preis.
Stiegl zahlt Fix-Preis für Gerste aus NÖ
Die Vereinbarung zwischen Stiegl und der EGZ beinhaltet nicht nur eine garantierte jährliche Abnahmemenge an Braugerste, sondern vor allem einen für die Bauern fairen Preis. Die Preise für viele Getreidekulturen werden jedes Jahr im September an der Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien festgesetzt. „Das ‚Preis-Dumping' am Gerstenmarkt führt bei vielen Bauern dazu, dass sie den Gerstenanbau einstellen und auf lukrativeren Mais als Futtermittel oder Raps für Biosprit umsteigen", erklärt Franz Bauer, geschäftsführender Gesellschafter der EGZ. Die Agrar Markt Austria (AMA) schätzt sogar, dass die derzeitige Anbaufläche für Gerste in Österreich von derzeit bereits unter 90.000 Hektar in den kommenden Jahren auf rund 70.000 Hektar sinken wird. Für Stiegl-Braumeister Christian Pöpperl hätte das Fortschreiten dieser Entwicklung verheerende Folgen: „Das Schlimmste wäre, wenn die Bauern den Anbau von Lebensmitteln einstellen und landwirtschaftliche Produkte importiert werden müssten. Uns würde neben dem Hopfen auch die wichtige Zutat Gerste fürs Brauen fehlen. Mit unserem Bekenntnis, die Gerste direkt bei den Bauern einzukaufen, wollen wir die Versorgung mit heimischen Zutaten sicherstellen und für die Bauern einen direkten Anreiz schaffen, weiterhin Braugerste anzubauen." Stiegl-Chef Heinrich Dieter Kiener ergänzt: „Wir lehnen es ab, dass mit Lebensmitteln spekuliert wird. Bei uns wissen die Bauern, was sie wann wofür bekommen. Wir wollen einen Beitrag leisten, dass das ‚gesunde Leben' und nicht nur ein ‚Überleben' für die Gerstenbauern möglich ist."
Anreiz für Bauern, weiter zu machen
Langfristig ist die Vereinbarung für beide Partner eine win-win-Situation. Immerhin benötigt Österreichs größte Privatbrauerei pro Jahr rund 20.000 Tonnen Gerstenmalz, das für die Stiegl-Biere ausschließlich aus der Alpenrepublik stammt. Von den Bauern der Erzeugergemeinschaft Zistersdorf (EGZ) sollen im ersten Jahr rund zehn Prozent des gesamten Bedarfes bezogen werden. In den folgenden zwei Jahren wird die Menge jährlich zwischen fünf und zehn Prozent erhöht. Nach dem gleichen Modell hat Stiegl auch Verträge mit anderen Bauern aus dem Weinviertel abgeschlossen und bezieht somit weitere zehn Prozent direkt. Kiener schafft mit diesem Schritt nicht nur einen Anreiz für die Gerstenbauern weiterzumachen, sondern sichert sich somit auch einen wichtigen Rohstoff aus Österreich.
100 Prozent Österreich
Zusammen mit Braumeister Pöpperl verfolgt der Stiegl-Eigentümer seit vielen Jahren die Philosophie, alle Stiegl-Biere aus 100 Prozent österreichischen Zutaten zu brauen. 2007 wurde bereits ein Abnahmevertrag mit den Mühlviertler Hopfenbauern geschlossen, der nicht nur höhere Preise, sondern auch garantierte Abnahmemengen enthält, um den Anbau der für Bier so wichtigen Kletterpflanze attraktiv zu halten. Das Wasser kommt vom Hausberg der Salzburger, dem Sagen umwobenen Untersberg und eignet sich hervorragend zum Brauen. Das heißt, es muss nicht aufbereitet werden und wird so verwendet, wie es aus dem Berg kommt. Die Braugerste bezieht Österreichs größte Privatbrauerei schon seit vielen Jahren ausschließlich aus Österreich.
Kurze Wege
Das Bekenntnis, nur österreichische Zutaten zu verwenden, bringt neben der Sicherung der heimischen Landwirtschaft und ausgezeichneter Qualität noch einen weiteren wichtigen Aspekt mit sich, nämlich kurze Transportwege. So wird die Gerste nach der Ernte durch die EGZ-Bauern zum Vermälzen in die nur wenige Kilometer entfernte Stadlauer Malzfabrik (STAMAG) gebracht. Die STAMAG verlädt dann das Stiegl-Gerstenmalz auf Waggons. Somit erfolgt die Lieferung nach Salzburg zu 100 Prozent auf der Schiene.
„Gersten-Pass" für Nachvollziehbarkeit
Die Erzeugergemeinschaft Zistersdorf (EGZ) ist eine 1988 gegründete Non-Profit-Gemeinschaft im Weinviertel. Die rund 300 Bauern, deren Gemeinschaft auch ISO-zertifiziert ist, haben ein besonderes Faible für umweltbewussten, naturnahen Ackerbau im Pannonischen Klimagebiet. „Unsere Bauern bekennen sich zur heimischen Landwirtschaft. Als Aufgabe und Verantwortung sehen wir die Erhaltung des natürlichen Lebensraumes und die bestmögliche umweltschonende Nutzung der natürlichen Ressourcen", erklärt Franz Bauer, der geschäftsführende Gesellschafter der EGZ. Die EGZ-Bauern wollen vor allem den Wert der Braugerste – die übrigens als „Kulturgut" der Region gilt – wieder steigern. Das Pannonikum bietet mit guten Schwarzerde- und Lehmböden optimale Voraussetzungen für den Braugerstenanbau. Unter dem Motto „aus gutem Grund und Boden" verfolgen die ambitionierten Landwirte das Ziel, wieder Stabilität und Berechenbarkeit in ihre Arbeit zu bringen. „Wir wollen nicht nur von unserer Arbeit überleben, sondern gut leben können. Dazu gehören vor allem faire Preise für unsere Arbeit bzw. für unsere Produkte. Schließlich bauen wir Lebensmittel an, die alle brauchen und bewirtschaften auch die Kulturlandschaft", erklärt Franz Bauer und hält fest, dass sie langfristige Kooperationen – wie mit der Stieglbrauerei zu Salzburg – ihren Zielen näher bringen.
Besonders wichtig ist den EGZ-Bauern die Nachvollziehbarkeit durch Kennzeichnung. „Vom Halm in die Flasche bzw. ins Glas", so Bauer. Alle EGZ-Bauern führen eine sogenannte Ackerschlagkarteikarte, „auf die penibel genau alles eingetragen wird, was mit der Produktion der Gerste zu tun hat. Also der gesamte Arbeitsprozess vom Boden bis zum Pflanzenschutz." Bereits bei der Ablieferung der Ernte werden diese Daten mittels Barcode erfasst. „Heraus kommt ein ‚Gersten-Pass' für unsere Ware, aus dem die Stieglbrauerei ersehen kann, von welchem Feld die gelieferte Gerste kommt", erklärt der EGZ-Bauer.
Studie bestätigt: Konsumenten wollen faire Preise für Bauern
Mit dem Schritt, den Bauern eine Abnahmegarantie und fixe Preise zu garantieren, schlägt Kiener in die richtige Kerbe. Laut einer aktuellen Studie des market- Instituts erwarten sich Herr und Frau Österreicher von regionalen Lebensmitteln vor allem faire Preise für die Landwirte. Stark im Vordergrund steht dabei ein umfassendes Qualitätsverständnis für die gesamte Kette der Lebensmittelproduktion. Die Österreicher wollen regionale Lebensmittel mit „mehr Wert". Neben Qualität und Frische spielen auch die Produktionsbedingungen, die Weiterverarbeitung und die Fertigstellung eine wichtige Rolle. Ganz konkret wird mehr Engagement bei der artgerechten Tierhaltung und der Schaffung bzw. Erhaltung von Arbeitsplätzen in der Region gefordert. Mehr Einsatz ist auch gewünscht, wenn es um faire Preise für die Bauern (85%), einer naturnahe Produktion (82%), Gentechnikfreiheit (79%), kurzen Transportwegen (87%), Müllvermeidung/Recycling (85%), sowie den Einsatz erneuerbarer Energien (69%) geht. „Das alles sind Punkte, die bei uns gelebt werden", so Braumeister Pöpperl. Immerhin wird das Gerstenmalz zu 100 Prozent per Bahn in die Brauerei nach Salzburg geliefert. Seit 2009 ist Stiegl „Klimabündnis Österreich"-Partner. Die erste Überprüfung, die laut Klimabündnis Salzburg gleich zu Beginn der Mitgliedschaft vorgeschrieben ist, hat Stiegl aufgrund der positiven Vorleistungen aus den vergangenen Jahrzehnten mit Bravour bestanden. Seit nunmehr zwanzig Jahren wird im jährlich herausgegebenen Stiegl-Umweltbericht Zeugnis über den Umgang mit den Ressourcen, Mensch und Umwelt abgelegt.
2010-07-15
Bildtexte:
Pressebild 1: Stiegl-Chef Heinrich Dieter Kiener unterzeichnete erst kürzlich einen Drei-Jahresvertrag mit EGZ-Gerstebauern, der eine Abnahmegarantie und einen um 30 Prozent höheren Preis beinhaltet. Im Bild. Stiegl-Chef Heinrich Dieter Kiener (links) mit EGZ-Geschäftsführer Franz Bauer
Pressebild 2: Stiegl-Braumeister Christian Pöpperl überzeugt sich selbst von der Qualität der Weinviertler Braugerste. v.l. Die EGZ-Bauern Reinhard Hemrich,Hannes Uhl und Stiegl-Braumeister Christian Pöpperl.
Bilder: Rita Newman
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